Sigmund von Birken (1626-1681) ist einer der produktivsten und bedeutendsten Lyriker seiner Zeit. Leider hat sein früher Tod ihn
daran gehindert, einen repräsentativen Teil seines lyrischen Werkes gesammelt zum Druck zu bringen. Er hat aber den größten Teil
seiner deutschsprachigen Gedichte in fünf umfangreichen, thematisch bzw. nach Adressatengruppen unterschiedenen Sammelhandschriften
zusammengetragen, mehrere tausend Gedichte. Hinzu kommt ein einige hundert Texte umfassendes Konvolut mit lateinischen Gedichten.
Seit einigen Jahren sind diese Sammelhandschriften als Bände 1-6 der historisch-kritischen Edition Sigmund von Birken. Werke und
Korrespondenz editorisch erschlossen und mit ausführlichen Kommentaren versehen. Damit steht der Forschung ein Quellenfundus zur
Verfügung, den man sich kaum reichhaltiger vorstellen kann.
Der vorliegende Band soll anhand exemplarischer Interpretationen ausgewählter lyrischer und versepischer Texte Birkens aufzeigen,
wie ergiebig die Beschäftigung mit Birkens Gedichten auf der Grundlage dieser Werkedition sein kann. In insgesamt 15 Aufsätzen von
Anita Fajt, Klaus Garber, Michael Hanstein, Nicola Kaminski, Wilhelm Kühlmann, Hartmut Laufhütte, Werner Wilhelm Schnabel,
Ralf Schuster, Gábor Tüskés, Hermann Wiegand und Konrad Wieland werden unterschiedliche Facetten des Birkenschen lyrischen und
versepischen Oeuvres vorgestellt. Die Analysen geben Aufschlüsse zur Biographie des Autors (Kap. 1: Birkens Dichterkrönung 1645,
eine Lebenskrise 1647 oder Birkens Eheleben), zu seiner weitreichenden Bedeutung als ‚Netzwerker‘ in der res publica literaria mit
seinen zahlreichen Korrespondenzen (Kap. 2: Korrespondenz mit Quirin Moscherosch und Johann Georg Styrzel), zu seiner Tätigkeit als
Übersetzer zeitgenössischer und antiker Lyrik (Kap. 4: Horazübersetzungen und Mausoleum der Hungarischen Könige 1664) und seiner
Bedeutung als Emblematiker (Kap. 5: zu einem frühen Stammbucheintrag Birkens). Der Schwerpunkt des Bandes liegt auf der Analyse
einiger für verschiedene lyrische und versepische Genres repräsentativer Gedichte (Kap. 3): Hier geht es um Birkens ‚Naturlyrik‘
(2 Aufsätze), Birkens Parodien, seine Tagzeitendichtung im historischen Kontext sowie seine satirische Hofkritik. Wie wichtig und
erkenntnisfördernd es sein könnte, die Beschäftigung mit Birkens Lyrik in die gymnasialen Lehrpläne aufzunehmen, wird im
abschließenden Beitrag des Bandes (Kap. 6) erörtert.
Die Beiträgerinnen und Beiträger sowie die Herausgeber wollen den Autor und sein Werk in der Vielfalt seiner Erscheinungsformen
kenntlich machen, ihm zu größerer Bekanntheit verhelfen und zu einer angemessenen Bestimmung seines Platzes in der Kultur- und
Literaturgeschichte der Frühen Neuzeit beitragen. Vor allem aber wollen sie jüngere Forscherinnen und Forscher dazu anregen und
ermutigen, die reichen zugänglichen Quellenbestände zur Vervollständigung des Bildes dieses bedeutenden literarischen
Repräsentanten seiner Zeit zu nutzen.
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